Liebe Märchenfreundinnen, liebe Märchenfreunde,
das 'Jahr des Märchens 2023' nimmt bei mir fast täglich eine oder mehrere Wendungen. Es gibt viele Impulse und Anregungen, die auch schon mal Pläne über den Haufen werfen - alles weder gut durchdacht noch zur Veröffentlichung geeignet. Aber es ist spannend, auch, wie sehr mich die Figur des Dummlings begleitet ...
Um trotzdem am Ball zu bleiben, hier ein kleiner Impuls für euch: Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, in einem größeren Kreis Märchen zu erzählen. Rund sechzig Frauen, die sich über
viele Jahre in einem Ortsverband des DRK engagiert hatten, bekamen zum Abschluss ihrer Jahreshauptversammlung eine Märchenstunde geschenkt.
Als ich ankam, waren die Tische gedeckt, die Frauen standen am reich bestückten Tortenbüffet an, und ich wurde eingeladen,, mich dazuzusetzen. Ich kam mit einer alten Dame, die neben mir saß, ins Gespräch, die plötzlich sagte: "Da soll doch noch so 'ne Märchentante kommen!" Ich lachte und zeigte auf mich: "Die Märchentante? Die bin ich!" Sie schlug sich auf den Mund. "Oh!" Ich nahm das als Aufhänger und begann, indem ich mich vorstellte: "Ich bin die Märchentante!"
Später, auf dem Heimweg, dachte ich an diese kleine Szene und musste lachen. Ich weiß: Der Begriff 'Märchentante' ist verpönt und wird oft genug abwertend genutzt. So hat mich vor langer Zeit einmal ein Mann als 'Märchentante' bezeichnet und gemeint: "So weit kommt es noch, dass wir fürs Erzählen bezahlen!" Ich nahm es damals schon mit Humor und antwortete: "Und die 'Märchentante' kostet extra!" Trotzdem fühlte ich mich jetzt, an dieser Stelle, richtig glücklich über diese Bezeichnung. Mag sein, dass die lange Zeit des Nicht erzählen Könnens mit dazu beitragen hat.
Aber dann fiel mir Angaagag Angakkorsuag, Schamane und Ältester der Eskimos, ein, der in einem seiner Vorträge darum bat, 'Onkel' genannt zu werden. Das ist so etwas wie eine Ehr-Bezeichnung für denjenigen, der die Weisheit und sein Wissen an andere der nächsten Generation weitergibt (so jedenfalls habe ich es verstanden). Das ist alles andere als abwertend und vielleicht ein kleiner Beitrag zum Selbstverständnis von uns MärchenerzählerInnen. "Mut zur Märchentante!", möchte ich an dieser Stelle fast sagen, aber das meine ich lediglich als augenzwinkernde Aufforderung an euch: Was meint ihr dazu?
Für die, die es interessiert: Ich habe bei meiner Suche gerade diesen Beitrag von Dr. Christoph Quarch (Philosoph aus Fulda) gefunden, der ganz gut dazu passt, finde ich. Ich wünsche euch einen wunderbaren Tag und bin gespannt auf eure Meinungen dazu.
Angaangaq – Der Eisschmelzer Text und Fotos von Dr. Christoph Quarch (bpv.ch)
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